Ein mit Spannung erwartetes Gutachten vom Brandenburger Landesbergamt zum Pinnower See wurde am Montag während der Umweltausschuss-Sitzung vom Landkreis Spree-Neiße in Forst/Lausitz vorgestellt. Vor der Sitzung setzten etwa 20 Vertreter:innen der Siedlergemeinschaften, dem Umweltnetzwerk Grüne Liga, B‘90/ Grüne sowie von der Kirchengemeinde Guben ein Zeichen gegen den Untergang ihres Sees. Auf Bannern forderten sie „Pinnower See retten“. Trotz einer behördlichen Anordnung zur Wassereinleitung sinkt der Wasserspiegel des Pinnower Sees stetig. Einer der drei Kessel steht nach Einschätzung der Anrainer kurz vorm Umkippen.
Die aktuelle Untersuchung brachte jedoch weder neue Zahlen noch eine Lösung für den massiven Wasserverlust des beliebten Sees in der Nähe des Tagebaus Jänschwalde. Ohne Untersetzung durch konkrete Zahlen sollen laut dem Gutachten vor allem die klimatischen Veränderungen Grund für den massiven Wasserverlust sein. Seit Jahren sinkt der Grundwasserspiegel und daher auch der Wasserspiegel des Pinnower Sees. Zudem fließe das Seewasser in den wasserdurchlässigen Sand- und Kiesablagerungen im südlichen und östlichen Überbereich vermehrt in den oberflächennahen Grundwasserleiter ab. Den Auswirkungen der großräumigen Grundwasserabsenkung vom nur wenige Kilometer entfernten Tagebau Jänschwalde wurde vom Bergamt – auch ohne Konkretisierung – nur ein geringer Einfluss zugeschrieben.
In einem Schlagabtausch im Ausschuss nach der Vorstellung des Gutachtens musste der Präsident des Landesbergamtes Sebastian Fritze einräumen, dass seine Behörde kaum Daten habe, um Ursachen für den Wasserverlust zu konkretisieren. Fritze sah sich demnach nicht im Stande, die Anteile des Bergbaus, der Landwirtschaft oder der Wasserentnahme durch die Siedler zu beziffern. Der Vorsitzende des Umweltausschusses Andreas Stahlberg wies darauf hin, dass selbst der Bergbaubetreiber bereits 2019 im Rahmen der Betriebsplanzulassung zum Tagebau Jänschwalde modelliert darstellte, dass die bergbauliche Beeinflussung bis an den Pinnower See heranreicht.
Weil die Ziel-Wasserstände trotz Einleitung nicht erreicht wurden, überlege die Landesbehörde nun, die Zielwasserstände zu senken. Vorschläge aus der Region, wie eine zweite Einleitungsstelle oder eine Überleitung von Grubenwasser aus dem nahen Tagebau wurden seitens des Bergamts ungeprüft abgelehnt. Auf Nachfrage erklärte ein Vertreter des Bergamtes zudem, dass die Entwicklung von Stützungs-Maßnahmen nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen sei. „Die Anpassung der Zielwasserabstände ist keine Maßnahme, sondern Kapitulation. Der See wird in absehbarer Zeit verschwinden, wenn nichts unternommen wird“, warnte die Vorsitzende der Bündnisgrünen Spree-Neiße, Heide Schinowsky aus Jänschwalde, die als sachkundige Einwohnerin Rederecht im Ausschuss hat. Vertreter der Siedler berichteten im Vorfeld, dass der dritte Kessel des Sees bereits kurz vor der Verlandung stehe.
Nach der über einstündigen Diskussion im Umweltausschuss ging die Debatte vor den Türen vom Kreistag weiter. Die Siedler präsentieren eine Karte mit Wasserständen des Pinnower Sees aus dem Jahr 1981. „Mit dem Verweis auf aktuelle klimatische Veränderungen macht es sich das Bergamt zu einfach. Der Wasserstand des Sees sinkt mit dem Vorrücken des Tagebaus. Das merken alle, die sich in der Region auskennen“, sagt Schinowsky. Laut einer aktuellen Antwort der Landesregierung wurden im Jahr 2020 wurden für den Tagebau Jänschwalde im Mittel täglich 312.000 m³ Grundwasser gehoben. Für das gesamte Jahr 2020 sollen demnach ca. 114 Mio. m³ Grundwasser gehoben worden sein.
In der nächsten Woche soll das Gutachten in Gänze veröffentlicht werden. „Wir müssen genau aufpassen, dass die behördliche Anordnung zur bisherigen Wassereinleitung bestehen bleibt. Es kann nicht sein, dass der Bergbaubetreiber auf Basis eines wenig aussagekräftigen Gutachtens von der Einleitungs-Pflicht befreit wird“, gibt die Jänschwalderin zu Bedenken.
Siedler, Kirchengemeinde, Umweltschützer und Bündnisgrüne überlegen nun, den Bergamtspräsidenten zum öffentlichen Gespräch einzuladen: „Die Debatte um den Erhalt des Sees muss unbedingt vor Ort weitergeführt werden“, sagt Schinowsky.