Am Montagabend diskutierten Anrainer und Nutzer des Pinnower Sees mit dem Präsidenten der Brandenburgischen Landesbergbehörde Sebastian Fritze über den anhaltenden Wasserverlust im Pinnower See. Die einladende evangelische Kirchengemeinde Region Guben kündigte an, den Prozess fortsetzen zu wollen und weitere Gespräche zur Rettung des Sees zu organisieren. An der Diskussionsveranstaltung in der Dorfkirche Pinnow nahmen über 150 interessierte Menschen aus der Region teil, darunter der Sprecher einer Siedlergemeinschaft Hans-Ulrich Berger, René Schuster vom Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA, der Vorsitzende des Umweltausschusses im Kreistag Spree-Neiße Andreas Stahlberg und die Vorsitzende der Bündnisgrünen Spree-Neiße Heide Schinowsky.
„Wir werden den Diskussionsprozess weiterführen, bis ein Notfallplan existiert, um ein Umkippen des zentralen und des westlichen Kessels zu verhindern“ sagte der Braunkohlebeauftragte der Gubener Kirchengemeinde Matthias Bärmann: „Wir freuen uns, dass sich der Bergamtspräsident der Diskussion gestellt hat, nach Lösungen suchen und auch die Transparenz vorhandener Daten weiter verbessern möchte. Leider zeigte er wenig Interesse daran, die Anteile der verschiedenen Verursacher zu ermitteln. Herr Fritze musste einräumen, dass Behörde und Bergbaubetrieb in der Vergangenheit zahlreiche Fehler im Umgang mit dem Tagebau Jänschwalde gemacht haben. Schwamm drüber und nach vorne gucken wird da aus unserer Sicht aber nicht ausreichen.“
Sebastian Fritze, seit einem Jahr Präsident des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe, hatte in der gestrigen Veranstaltung das von seiner Behörde in Abstimmung mit dem Landesamt für Umwelt erstellte Papier zum Wasserverlust im Pinnower See vorgestellt. Eine Erhöhung der Einleitmengen in den See lehnte er ab, weil dieses Wasser umgehend wieder versickern würde.
Andreas Stahlberg, Vorsitzender des Umweltausschusses im Kreistag Spree-Neiße verlieh seiner Enttäuschung über das Papier Ausdruck. Es enthalte keine neuen Erkenntnisse, der Anteil der Verursacher wie Tagebau, Klimawandel und landwirtschaftliche Bewässerung werde nicht bestimmt und nicht nach geeigneten Maßnahmen gesucht. Die Gemeinde Schenkendöbern habe für ein Gutachten zu genau diesen Fragestellungen vor Jahren eine Förderung beantragt. Diese sei aber 2018 mit Verweis auf die Aktivitäten des Landesbergamtes abgelehnt worden. Auch deshalb sieht er die Behörde weiter in der Pflicht, den Pinnower See zu erhalten.
René Schuster erinnerte daran, dass rechtzeitige Maßnahmen zur Begrenzung der Grundwasserabsenkung des Tagebaues Jänschwalde verhindert wurden, um dem Tagebaubetreiber Kosten zu sparen. Die Prüfung einer Dichtwand in Richtung Norden sei gleich mehrfach manipuliert worden. Auch nachdem die Manipulation im Jahr 2010 nach einer Akteneinsicht durch die GRÜNE LIGA aufgedeckt worden war, ist das LBGR dem nie nachgegangen.
In der Diskussion sprachen Seeanrainer mehrfach die riesigen vom Tagebau Jänschwalde abgepumpten Wassermengen an und bezweifelten die Darstellung, nach der aktuell kein Einfluss des Tagebaues auf den See nachweisbar sei. 2020 wurden durch den Tagebau Jänschwalde 114 Millionen Kubikmeter Grundwasser gehoben; etwa 37 Millionen Kubikmeter davon werden jährlich in den Kühltürmen des Kraftwerkes Jänschwalde verdampft.
Nachdem das LBGR jahrelang keine bergbauliche Beeinflussung der Seen nördlich des Tagebaues Jänschwalde anerkannt hatte, verpflichtete es 2018 die LEAG zur Wassereinleitung in mehrere Seen. Der dabei festgelegte Zielwasserstand hätte im Frühjahr 2021 erreicht sein sollen, wurde im Pinnower See aber deutlich unterschritten.