Eine fünfköpfige Delegation der Bündnisgrünen rund um den Landtagsabgeordneten Benjamin Raschke besuchte am Montagnachmittag Fürstenwerder (Uckermark). Erster Anlaufpunkt war der Buchladen von Nils Graf mitten in der Stadt. "Der Laden hat sich in den letzten Jahres immer mehr zu einem Treffpunkt für Touristen aber auch Einheimische entwickelt", berichtete Pia Wehner von der Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Brandenburg. In der Welt der Literatur sei Fürstenwerder mittlerweile ein Begriff. Der bosnische Schriftsteller Saša Stanišic wählte den Ort (der bei ihm Fürstenfelde heißt) als Mittelpunkt seines Romans "Vor dem Fest", der 2014 auf der Leipziger Buchmesse den Belletristik-Preis gewann. Der Ortsvorsteher von Fürstenwerder Dirk Kammer berichtete, dass der Tourismus immer mehr an Gewicht gewinne. So kommen bereits heute auf die etwa 800 Einwohner zirka 100 Gästebetten. Die "Toskana des Nordens", wie die Region in der Uckermark an dem Tag immer wieder genannt wurde, steige mehr und mehr in der Beliebtheit.
Während es in Sachen Tourismus gut läuft, so gibt es vor allem für die hier lebenden Menschen ein Problem. Und das nennt sich Nahversorgung, berichtete Kammer: "Es gibt einen Dorfladen mit einer Post, in dem sich die Einwohner versorgen können. Das ist grade für unsere älteren Mitbürger eine wichtige Institution". Ob das Ladengeschäft mit Dingen des täglichen Bedarfs allerdings noch in Zukunft geben wird, ist unklar. Aktuell steht das Gebäude dem Vernehmen nach zum Verkauf an Höchstbietende. Ob ein neuer Eigentümer den Laden weiterbetreiben will, kann heute noch niemand sagen. "Wenn der Laden wegbrechen sollte, wäre die nächste Einkaufsmöglichkeit, die man mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann, im 25 Kilometer entfernten in Prenzlau", mahnt Kammer.
Diskutiert wurde zwischen den anwesenen Einwohnern und den Bündnisgrünen in der Buchhandlung bei frischen Pflaumenkuchen, ob denn das Baugesetzbuch helfen könnte. Über den Paragraf 171e können städtebauliche Maßnahmen zur Stabilisierung durch soziale Missstände in Teilen des Gemeindegebiets angegangen. Eine Möglichkeit wäre, dass dadurch die Gemeinde eine Erhaltungssatzung beschließt und von einem Vorkaufsrecht Gebrauch macht. Ortsvorsteher Kammer fand den Gedanken "nachvollziehbar". Der Landtagsabgeordnete Benjamin Raschke, der seine Fraktion in der Enquete-Kommission für ländliche Räume des Landtages in Potsdam vertritt, kündigte an, die Idee prüfen zu lassen. Dem Ort Fürstenwerder selber sind die Hände gebunden. Nach dem Stadtrecht hat es auch die kommunale Selbstständigkeit verloren und ist seit 2001 Teil der Gemeinde Nordwestuckermark. Nach einer kurzen Konsultation mit seiner Fraktionskollegin Heide Schinowsky wurde weiterhin klar: Es gibt auch von EU-, Bundes- und Landesebene finanziellen Hilfen für die Errichtung und Erhaltung von Dorfläden, sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Fraktion Schinowsky.
"Es muss nicht soweit kommen, dass Fürstenwerder ohne Dorfladen da steht, wenn frühzeitig alle an einer Lösung arbeiten. Ich freue mich, dass die Einwohner von Fürstenwerder, wie auch die Großgemeinde Nordwestuckermark um den letzten verbliebenen Dorfladen auf ihrem Gemeindegebiet kämpfen", sagte Benjamin Raschke.