Der für die kommenden Jahre prognostizierte Bedarf an Batteriezellen für die Elektromobilität ist sehr groß. Am 21. Februar lotete die Landtagsfraktion der Bündnisgrünen die Chancen für die Ansiedlung einer Batteriezellfertigung in der Lausitz auf einem Batteriegipfel in der Messe Cottbus aus. „Die Lausitz ist grundsätzlich gut aufgestellt, aber es müssen noch viele Hausaufgaben gemacht werden“, resümierte die wirtschaftspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Fraktion Heide Schinowsky das erste öffentliche Forum in Brandenburg zur Batteriezellfertigung.
EU-weit wird bis 2033 ein Bedarf von 17 TWh an Batteriespeicherzellen erwartet. Das könnte rund um die gesamte Kette von Zulieferern und Ausrüstern ca. 155.000 Arbeitskräfte generieren, berichtete der Branchenverband der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Die Europäische Kommission schätzt den Markt für Batterien in Europa auf etwa 250 Milliarden Euro ein. Dafür werden etwa 10 bis 20 Gigafabriken in Europa benötigt, die noch aufgebaut werden müssten. Neben Nordrhein-Westfalen und dem Saarland hat sich auch die Lausitz in der Kohlekommission für einen Standort eingesetzt. Angesichts der von Bundeswirtschaftsminister Altmaier avisierten drei Fabriken in Deutschland zeigte sich der Vertreter des Brandenburger Wirtschaftsministeriums „sehr optimistisch“, dass auch die Lausitz eine Batteriezellfertigung bekommen könne.
Ein Knackpunkt scheint die Bereitstellung von erschlossenen Industrieflächen zu sein. Die Wirtschaftsregion Lausitz GmbH will sich zusammen mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) dem Problem widmen. Auf dem Batteriegipfel wurde hierfür der Name „TaskForce Industrieansiedlung“ durch den Gubener Bürgermeister Fred Mahro geprägt, der auch in der Lausitzrunde aktiv ist. Man müsse das „Vakuum“ zwischen dem Endbericht der Kohlekommission und der Umsetzung durch Bundesgesetze nutzen, um eine Ansiedlung vorzubereiten. Aktuell gibt es nach Meinung von IHK, Wirtschaftsregion und Lausitzrunde in der Lausitz keine Fläche, auf der eine Industrieansiedlung einer Gigafabrik mit circa 50 Hektar möglich wäre, wie sie sich beispielsweise Tesla vorstellt. Vorhanden seien jedoch große Flächen-Potentiale, die allerdings noch erschlossen werden müssten.
Zu klären bleibt zudem, welche Batteriezellfertigung überhaupt zum Einsatz kommen soll. Einerseits gibt es die derzeitige Standard-Lithium-Ionen-Batterie, wie sie derzeit in großen Mengen in Asien hergestellt wird. Die einzelnen Rohstoffe dafür würden jeweils zwischen 50 bis 400 Jahre reichen. Oder soll es eine Batterieproduktion der nächsten Generation werden, die allerdings erst in einigen Jahren einsatzbereit wäre?
Die EU arbeitet derzeit an Standards für eine nachhaltige Produktion und für mehr Umweltschutz, die noch in diesem Jahr veröffentlicht werden sollen.
Mit Blick auf die notwendigen Rohstoffe stellt sich darüber hinaus die Frage, wie eine nachhaltige Batteriezellen-Produktion – also ökologisch, sozial und wirtschaftlich – überhaupt funktionieren kann. Die aktuellen Förderbedingungen sind zum Teil weit davon entfernt, wie eine Vertreterin von PowerShift berichtete. Klar ist, dass grundlegende Änderungen in der Mobilitätskultur notwendig sind. Der heutige benzin- und dieselbetriebene Autoverkehr wird sich nicht 1:1 durch E-Mobilität ersetzen lassen, weil dafür die Ressourcen nicht ausreichen.
Dr. Gerd Lippold, der energiepolitische Sprecher der bündnisgrünen Landtagsfraktion in Sachsen mahnte eine strategische Industriepolitik an: „Es nutzt nichts, mit massiven Subventionen ein Strohfeuer zu erzeugen. Wenn Deutschland in die Batterieproduktion einsteigt, dann muss es eine nachhaltige Produktion auf höchstem Niveau werden. Ansonsten wird es scheitern“.