v.l.n.r.: Hilmar Schwärzel, Annalena Baerbock, Kerstin Hellmich, Tino Schmidt, Jan Sommer[/caption] Die Bäume in der Obstbauversuchsstation in Müncheberg haben den Winter und die Kälteeinbrüche der letzten Wochen gut überstanden. Davon überzeugten sich am Dienstag die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock (Grüne) zusammen mit MOL-Kreistagsmitglied Jan Sommer und Vertreter der "Initiative zum Wiederaufbau der Obstbauversuchsanstalt". Erst vor wenigen Tagen schlugen die Brandenburger Obstbauern Alarm, weil ein Totalverlust bei Steinobst droht. Das Land Brandenburg erwägt sogar die Einstufung als Naturkatastrophe, verkündete ein Sprecher des Agrarministeriums. "In Brandenburg sollen wegen der Kälte alle Kirschblüten erfroren sein. In ganz Brandenburg? Nein. Wie das gallische Dorf in einem berühmten Comic stellt sich eine Enklave in Müncheberg gegen die aktuelle Entwicklung", erklärte Kerstin Hellmich von der Obstbauinitiative: "Während eine Horrormeldung zu einem Totalausfall der Ernte die nächste jagte, sieht man in Müncheberg überall Kirschbäume in voller und gesunder Blüte".
Der Leiter der Station Hilmar Schwärzel erklärte, trotz der Kälteeinbrüche würden es einige seiner Kirschsorten auf einen Ertrag von 40.000 Euro pro Hektar bringen. Das sei ein Resultat jahrelanger akribischer Arbeit. Besonderen Dünger brauche man dafür nicht, so könne beispielsweise durch intelligentes Bodenmanagement für ein wenig höhere Wärmegrade gesorgt werden, führte Schwärzel aus. Bereits vor 30 Jahren wurde begonnen, an den Pflanzen zu arbeiten und zu forschen. "Es ist begrüßenswert, dass das Land Brandenburg für einen Weiterbetrieb der Station sorgt. Aber das im letzten Herbst von Agrarminister Jörg Vogelsänger vorgestellte Konzept lässt in Zukunft kaum noch Forschung zu", sagt Hellmich. Von ehemals 16 Mitarbeitenden in den 1990er Jahren sind derzeit nur noch der Leiter und einige mit dem Agrarministerium abgestellte Forstarbeiter in der Station tätig. Die Eingruppierung der Obstbauversuchsstation als nachgeordnete Einrichtung des Landes erlaubt der Obstbauversuchsstation keine neuen Projekt mehr, daher müsse der Bund mit einsteigen, regt die Initiative an. Auch die Bündnisgrünen sorgen sich um den Erhalt der Obstbauversuchsstation: "In Zeiten, in denen Konzerne wie Monsanto Saatgut in aller Welt aufkaufen, gehören die obstgenetischen Ressourcen in Müncheberg unstrittig zum nationalen kulturellen Erbe in Deutschland, das es zu erhalten gilt", sagte Annalena Baerbock. Die Vegetationsperiode hat sich in Brandenburg verlängert, sie beginnt im Durchschnitt 20 Tage früher und endet fünf Tage später. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Klimakrise nimmt der Bedarf an Obstsorten zu, die den veränderten klimatischen Bedingungen standhalten, sagte Baerbock. Der Gedanke, dass der Bund in die Obstbauversuchsstation einsteigen könnte, müsse geprüft werden, er habe aber einen "gewissen Charme". Baerbock will dazu mit ihren Kollegen Heide Schinowsky und Benjamin Raschke ins Gespräch kommen, die für die Grünen Wirtschafts- und Umweltthemen im Brandenburger Landtag bearbeiten. Auch die Initiative will nicht locker lassen. "Das Konzept von Minister Vogelsänger muss dringend weiter entwickelt werden," sagte Hellmich. Ihre Initiative arbeitet derzeit an einem entsprechenden Vorschlag, der dem Minister in den nächsten Wochen vorgestellt werden soll. Ende Juni wird es auch wieder einen öffentlichen Selbst-Pflücktag geben, versicherte der Leiter der Station. Gegen einen geringen Unkostenbeitrag werden sich alle überzeugen können, dass es in diesem Jahr doch noch Kirschen in Brandenburg gibt.