Eine Petition gegen neue Tagebaue und für sauberes Trinkwasser in Berlin und Brandenburg – mit über 25.000 Unterzeichnern – wurde heute vor dem Treffen der gemeinsamen Landesplanungskonferenz an Vertreter der Brandenburger Landesregierung und des Berliner Senats übergeben. Der Brandenburger Regierungssprecher Florian Engels erklärte bei der Übergabe, es werde keinen Ausschluss von Tagebauen in Brandenburg durch die Landesplanung geben. Ob ein neuer Tagebau erschlossen werde, sei viel mehr allein eine „betriebswirtschaftliche Entscheidung“ des Bergbau-Unternehmens. „Das Land Brandenburg hat heute wieder einmal eine weitreichende klimapolitische Entscheidung allein dem Braunkohle-Unternehmen überlassen; das ist verantwortungslos“, kritisiert Heide Schinowsky, bündnisgrüne Landtagsabgeordnete aus der Lausitz. „Die Energiegewinnung aus Braunkohle kann nicht allein betriebswirtschaftlich bewertet werden. Vielmehr müssen hierbei auch darüber hinausgehende Folgen bzw. deren Kosten – wie der weltweite Klimawandel, aber auch die Sulfatbelastung beim Trinkwasser und die Verockerung der Gewässer – miteinbezogen werden.“ Es sei fatal, dass diese Entscheidung ausgerechnet zu Beginn der Weltklimakonferenz in Bonn gefallen sei.
Mittlerweile zum sechsten Mal protestieren Betroffene von neuen Tagebauen bei einem Dorffest für Heimat und Zukunft in Proschim (Landkreis Spree-Neiße) für den Erhalt der Dörfer. Gemeinsam mit überregionalen Verbänden wurde an der Grenze des genehmigten Tagebaus Welzow eine symbolische rote Linie aufgezeigt und auf einem Grundstück ein Kreuz mit Blumenzwiebeln gepflanzt. Im kommenden Frühjahr werden dort gelbe Osterglocken erblühen. An den Aktionen nahmen etwa 100 Menschen aus ganz Brandenburg und Berlin teil. Das gelbe Widerstandskreuz steht in der Lausitz und Ostbrandenburg für den Protest gegen neue Tagebaue und die unterirdische Verpressung von Klimagasen aus Kohlekraftwerken. Das "Dorffest für Heimat und Zukunft" fand in den letzten Jahren in Atterwasch bei Guben statt. Nach Einstellung der Pläne für den neuen Tagebau Jänschwalde Nord wird das traditionelle Treffen der Braunkohle-Kritiker am Reformationstag nun in Proschim am Tagebau Welzow fortgesetzt.
Die Denkfabrik Agora Energiewende hat heute ein Konzept dazu vorgelegt, wie der Strukturwandel in der Lausitz gestaltet und gesteuert werden kann. Hierzu sagt HEIDE SCHINOWSKY, bündnisgrüne Landtagsabgeordnete aus der Lausitz:
Zu dem jetzt dem Landtag zugeleiteten Entwurf einer Verwaltungsvereinbarung zwischen dem Brandenburger Ministerium für Wirtschaft und Energie und dem sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit zur Umsetzung der Experimentierklausel des Förderprogramms „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) für die Lausitz sagt die wirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag, HEIDE SCHINOWSKY: „Entgegen allen Empfehlungen, erst mit den Akteuren in der Lausitz ein Leitbild zu entwickeln und daraus einen Master- und einen Zeitplan abzuleiten, versucht die Landesregierungen nun, im Eilverfahren Fakten zu schaffen. Die Frist für die Beteiligung des Landtags wurde zudem mit einer Woche so kurz bemessen, dass eine Beratung vor der Kabinettsverabschiedung am kommenden Dienstag nicht möglich ist.
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens bezeichnete der Landesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Brandenburg CLEMENS ROSTOCK die Umweltgruppe Cottbus e.V. (UGC) als einen „festen Anker in der Lausitzer Umweltbewegung“. Die aus der kirchlichen und ökologischen DDR-Opposition entstandene Gruppe ist bis heute maßgeblich gegen Umweltzerstörung durch Braunkohletagebaue aktiv. „Während sich über die Jahre Energiekonzerne von LAUBAG bis Vattenfall und heute LEAG die Klinke in die Hand gaben, stand die Umweltgruppe Cottbus immer an der Seite der Umwelt und der Menschen, die durch den Kohleabbau bedroht waren“, sagt ROSTOCK. „In der seit Jahren andauernden Debatte um einen mittelfristigen Kohleausstieg hat sich die UGC mit ihren konstruktiven und fundierten Beiträgen sowohl bei Befürwortern als auch Kritikern der Braunkohle Anerkennung erworben", so der bündnisgrüne Landesvorsitzende. Die Lausitzer Landtagsabgeordnete HEIDE SCHINOWSKY aus Jänschwalde sieht die Arbeit der Umweltgruppe noch lange nicht am Ende: „Die Auswirkungen des Braunkohleabbaus werden die Lausitz noch in hundert Jahren beschäftigten. Weite Teile der Lausitz wurden durch die Kohle beeinflusst. Die Auswirkungen durch das zurückkehrende Grundwasser, die Belastungen der braunen Spree sowie die Bedrohung des Trinkwassers durch das Sulfat sind nahezu täglich präsent. Eine kritische Begleitung aus der Zivilgesellschaft ist bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben mehr als nötig“, sagt SCHINOWSKY.