Am Montagabend diskutierten Anrainer und Nutzer des Pinnower Sees mit dem Präsidenten der Brandenburgischen Landesbergbehörde Sebastian Fritze über den anhaltenden Wasserverlust im Pinnower See. Die einladende evangelische Kirchengemeinde Region Guben kündigte an, den Prozess fortsetzen zu wollen und weitere Gespräche zur Rettung des Sees zu organisieren. An der Diskussionsveranstaltung in der Dorfkirche Pinnow nahmen über 150 interessierte Menschen aus der Region teil, darunter der Sprecher einer Siedlergemeinschaft Hans-Ulrich Berger, René Schuster vom Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA, der Vorsitzende des Umweltausschusses im Kreistag Spree-Neiße Andreas Stahlberg und die Vorsitzende der Bündnisgrünen Spree-Neiße Heide Schinowsky.
„Wir werden den Diskussionsprozess weiterführen, bis ein Notfallplan existiert, um ein Umkippen des zentralen und des westlichen Kessels zu verhindern“ sagte der Braunkohlebeauftragte der Gubener Kirchengemeinde Matthias Bärmann: „Wir freuen uns, dass sich der Bergamtspräsident der Diskussion gestellt hat, nach Lösungen suchen und auch die Transparenz vorhandener Daten weiter verbessern möchte. Leider zeigte er wenig Interesse daran, die Anteile der verschiedenen Verursacher zu ermitteln. Herr Fritze musste einräumen, dass Behörde und Bergbaubetrieb in der Vergangenheit zahlreiche Fehler im Umgang mit dem Tagebau Jänschwalde gemacht haben. Schwamm drüber und nach vorne gucken wird da aus unserer Sicht aber nicht ausreichen.“
Bei einer Aussprache in der Aktuellen Stunde zum Thema "Strukturwandel in der Lausitz - Der bergbaugeprägte Wasserhaushalt der Lausitz und der Spree" in der Cottbuser Stadtverordnetenversammlung forderte der Stadtverordnete Dr. Martin Kühne (B 90/Die Grünen) am Mittwoch, zukünftig nur noch kleinere Bergbaufolgeseen zu errichten: "Wir meinen, dass die Zeit von Billiglösungen, in der durch riesige Flachwasserseen, die die Rekultivierungskosten für die LEAG minimieren, der Allgemeinheit aber auf ewig jährlich Millionen Kubikmeter Verdunstungsverluste bescheren, dass diese Zeit vorbei sein muss", sagte Kühne. Der Kommunalpolitiker wies auf den entsprechenden Landtagsbeschluss hin, gemäß dem die aus den derzeit noch aktiven Tagebauen entstehenden künftigen Seen in Größe, Lage und Form so zu gestalten sind, dass die enormen Verdunstungsflächen so klein wie möglich ausfallen. Kühne plädierte zudem dafür, Subventionen für den Bergbaubetreiber abzuschaffen: "Eine weitere Möglichkeit, das bergbaubedingte Grundwasser-Defizit einzuschränken, wäre die landespolitische Entscheidung, auch vom Bergbau-Betreiber LEAG die lt. Brandenburgischem Wassergesetz mögliche Gebühr von 11,5 Cent pro gehobenem Kubikmeter Grundwasser zu erheben. Dem Landeshaushalt entgehen damit seit Jahrzehnten ca. 10 Mio. €/ Jahr."
Erst letzten Donnerstag hatten die Brandenburger Bündnisgrünen eine GPS-Schatzsuche rund um den Cottbuser Ostsee eröffnet. Mit einem Smartphone, der dazugehörigen App sowie GPS-Koordinaten konnten sich Interessierte an sieben markanten Punkten rund um den ehemaligen Tagebau Cottbus Nord informieren und "kleine Schätze" finden. Nachdem die lokale Zeitung "Lausitzer Rundschau" über die Aktion berichtet hatte, wurde nun bei einem Check festgestellt: Alle Kästchen samt Logbüchern wurden von Unbekannten entwendet. Allgemein gilt unter Geocachern der Grundsatz, fremde Caches nicht zu entfernen oder zu zerstören.
"Es müssen Leute am Werk gewesen sein, die keine anderen Informationen als ihre eigenen in der Region dulden wollen", bedauert die Grünenpolitikerin Heide Schinowsky. "Es ist auch leider davon auszugehen, dass die Zerstörer bei einer erneuten Einsetzung der Caches gleich wieder alles zunichte machen würden. Deshalb werden wir den Rundgang in dieser Form nicht fortführen". Die Bündnisgrünen wollten mit Fakten jenseits von Parteipolitik die Diskussion über die Zukunft des Sees befördern. Dabei hatten sie den Bergbaubetreiber zu mehr Sachlichkeit gemahnt.
"Wir haben in den letzten Tagen unglaublich viel Zuspruch erfahren. So hatte u.a. eine Schulklasse angemeldet, den Rundgang nutzen zu wollen", berichtet Schinowsky. Nun wollen die Bündnisgrünen den Trail in anderer Form fortführen. "Wir prüfen jetzt, die Aktion rein virtuell weiterlaufen zu lassen". Mit "virtuellen Caches" müssen die Suchenden vor Ort kleine Aufgaben erledigen, um den Geocache als gefunden zu markieren.
Am Donnerstag eröffneten die Brandenburger Bündnisgrünen einen Geocaching-Trail (GPS-Schatzsuche) rund um den Cottbuser Ostsee. Mit einem Smartphone, der zugehörigen App sowie GPS-Koordinaten können Interessierte an sieben markanten Punkten „kleine Schätze“ finden. Der Geocaching-Trail umfasst die weißen Kreuze in Lakoma, das Einlaufbauwerk, das zukünftige Hafenviertel am Merzdorfer Aussichtsturm, die Südspitze, die Gedenkstätte Tranitz, den Gedenkstein Groß Lieskow und den Mauster Kiessee. Die Bündnisgrünen wollen mit der Aktion auf die Folgen der jahrzehntelangen industriellen Braunkohleförderung und die daraus resultierenden Probleme aufmerksam machen. Neben der Umsiedlung ganzer Dörfer und dem Umgang mit dem Areal rund um den Cottbuser Ostsee steht vor allem die Wasserproblematik im Vordergrund. Seit Jahren herrscht in der Lausitz Trockenheit, die auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Bei der Eröffnung lobte der Politische Bundesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen und Spitzenkandidat der Brandenburger Bündnisgrünen für die Bundestagswahl, MICHAEL KELLNER die Aktion: „Das Tolle daran ist, dass man sich dem Problem der Braunkohle-Tagebau-Folgen auf eine neue und ganz andere Art und Weise nähern kann“.
Ein mit Spannung erwartetes Gutachten vom Brandenburger Landesbergamt zum Pinnower See wurde am Montag während der Umweltausschuss-Sitzung vom Landkreis Spree-Neiße in Forst/Lausitz vorgestellt. Vor der Sitzung setzten etwa 20 Vertreter:innen der Siedlergemeinschaften, dem Umweltnetzwerk Grüne Liga, B‘90/ Grüne sowie von der Kirchengemeinde Guben ein Zeichen gegen den Untergang ihres Sees. Auf Bannern forderten sie „Pinnower See retten“. Trotz einer behördlichen Anordnung zur Wassereinleitung sinkt der Wasserspiegel des Pinnower Sees stetig. Einer der drei Kessel steht nach Einschätzung der Anrainer kurz vorm Umkippen.
Die aktuelle Untersuchung brachte jedoch weder neue Zahlen noch eine Lösung für den massiven Wasserverlust des beliebten Sees in der Nähe des Tagebaus Jänschwalde. Ohne Untersetzung durch konkrete Zahlen sollen laut dem Gutachten vor allem die klimatischen Veränderungen Grund für den massiven Wasserverlust sein. Seit Jahren sinkt der Grundwasserspiegel und daher auch der Wasserspiegel des Pinnower Sees. Zudem fließe das Seewasser in den wasserdurchlässigen Sand- und Kiesablagerungen im südlichen und östlichen Überbereich vermehrt in den oberflächennahen Grundwasserleiter ab. Den Auswirkungen der großräumigen Grundwasserabsenkung vom nur wenige Kilometer entfernten Tagebau Jänschwalde wurde vom Bergamt – auch ohne Konkretisierung – nur ein geringer Einfluss zugeschrieben.